Workshop - Moralisierungen in Diskursen um gesellschaftlich-wissenschaftliche Problemlagen

Mit unserem Workshop „Moralisierungen in Diskursen um gesellschaftlich-wissenschaftliche Problemlagen“ haben wir das letzte Drittel unserer Projektlaufzeit eingeläutet.
Personen sitzen an Tischen, die zu einem U geformt sind. Drei Personen sitzen am offenen Ende des U auf Stühlen. Hinter ihnen ist eine Leinwand mit Namen zu sehen, die die online Teilnehmer*innen am Workshop zeigt. Anna Klassen

Mit unserem Workshop "Moralisierungen in Diskursen um gesellschaftlich-wissenschaftliche Problemlagen" haben wir das letzte Drittel unserer Projektlaufzeit eingeläutet. Im Wissenschaftlichen Begegnungszentrum des KIT kam das MoWiKo-Team mit Wissenschaftler*innen vielfältiger Qualifikationsstufen zusammen, um Zwischenergebnisse zu diskutieren und diese in größere gesellschaftliche und wissenschaftliche Kontexte einzuordnen.  

In drei Formaten konnten wir frische Impulse aufnehmen und neue Perspektiven auf unsere Forschung dazugewinnen. Nach einer inhaltlichen Einführung durch Senja Post (Karlsruhe) entsponnen sich Diskussionen anhand der Poster, die die Teilprojekte über den aktuellen Forschungsstand erstellt hatten. Den Kern des Workshops bildeten drei Podiumsdiskussionen. Auf dem linguistischen Podium moderierte Janine Denlger (Heidelberg) eine Diskussion mit Prof. i. R. Clemens Knobloch (Siegen), Prof. Reimut Zohlnhöfer (Heidelberg) und Prof. Magnus Schlette (Heidelberg) über Moralisierungen als Sprachhandlungsmuster. Die empirische Untersuchung mit linguistischen Methoden, die Besonderheit politischer Diskussionen bei der Analyse von Moralisierungen und die Herausforderung der deskriptiven Herangehensweise an ein ausgeprägt normatives Konzept waren Schwerpunkte der Diskussion, die zunächst zwischen den Podiumsgästen und dann auch im Austausch mit dem Publikum stattfand.  

Unter der Überschrift "Wirkungen von Moralisierungen in Diskursen um gesellschaftlich-wissenschaftliche Problemlagen" diskutierten M.A. Nicola Peters (Braunschweig), Prof. Christoph Neuberger (Berlin) und M. Sc. Henrik Pröpper (Amsterdam) über die deliberative Qualität von Diskursen, die Legitimität von Quellen und der Möglichkeit von konstruktiver Zusammenarbeit angesichts moralischer Aufladung von Debatten. Moderiert wurde das kommunikationswissenschaftliche Panel von Lisa Gaffney (Karlsruhe). Basierend auf Legitimationsfragen beschäftigte die Beziehung zwischen epistemischer und moralischer Autorität die gesamte Workshop-Gruppe über diesen Panel-Slot hinaus.  

Das abschließende Panel des philosophischen Teilprojekts, "Ethisch-normative Perspektiven auf Moralisierungen", wurde von Elisabeth Does (Karlsruhe) moderiert. Dr. Stephan Schleissing (München), der sich intensiv mit Debatten zur Anwendung gentechnischen Verfahren befasst und Dr. Christiane Turza (Regensburg), die zu Ethik der Kommunikation forscht, tauschten sich über Theorie und Praxis der Bewertung von Moralisierungen in gesellschaftlich-wissenschaftlichen Diskursen aus. Im Fokus stand die Spannung zwischen diskursethischen Prinzipien und Interessen sowie die Frage, was einen verständigungsorientierten Diskurs ausmache.  

In der Abschlussreflexion nahmen die Workshop-Teilnehmenden eine Vogelperspektive ein, in der die diskursiven Dynamiken über gesellschaftlich-wissenschaftliche Problemlagen sowie die Rollen, die Gesellschaft, Medien und Politik darin einnehmen, zentral waren. Die intensiven Diskussionen und der interdisziplinäre Austausch dieses Workshops war eine große Bereicherung für unsere Projektarbeit.  

Anna Klassen